“Dort wohnst du in den Bäuchen großer Tiere, sanft getragen auf vier Beinen.”

Foto: privat

Foto: privat

Jan Erbelding

Jan Erbelding ist ein in München lebender Künstler, Autor und Bildhauer. Seine künstlerische Praxis ist textbasiert und vermittelt sich vor allem durch seine Performances/Lesungen. Er arbeitet zwischen historischen Fakten, Figuren, Fiktion und Utopie; zwischen wissenschaftlichen Referenzen und scheinbar weniger wissenschaftlichen. Ausgangspunkt der Texte sind meist Beobachtungen der unmittelbaren Umgebung oder persönliche Erlebnisse des Künstlers: körperliche Empfindungen, Sehnsüchte, Emotionen, Alltags- und Naturbetrachtungen, Tagträume und Imaginationen, Versatzstücke von Dialogen oder Gedankenströme. Diese verflicht Erbelding mit theoretischen und literarischen Referenzen sowie gesellschaftspolitischen Kommentaren zu dichten, poetisch-assoziativen Berichten eines Ich-Erzählers.

 

Letzte Projekte waren unter anderem GERTRUDE, das 2021 als Künstlerbuch im Hammann von Mier Verlag erscheint und die dreiteilige Lesereihe durchdrehen/weggefahren, Der Wille zur Dekoration/Naturbetrachtungen und falsche Romantik, die 2019 im fructa_space in München stattgefunden hat.


GERTRUDE

Text, Performance/Lesung
Künstlerbuch mit Nachwort

Link zum Text

In GERTRUDE (2019/20) nähert sich Jan Erbelding der Künstlerin Gertrude Honzatko-Mediz (1893-1975) und ihrer spiritistischen Arbeitsweise. Es geht dabei um das Erzählen von Geschichte und Geschichten, um die Verbindungen zu anderen Wesen und Welten, um Psychedelika und Meditation, Kunstmarkt und Utopie. Es geht um ein Verhältnis zum Immateriellen, um das, was Georges Bataille die „innere Erfahrung“ nennt und wie das Vage, Unbeständige, Unverständliche auch in ganz konkreten materiellen Fragen hilfreich sein kann.

 -

Aufführungen im Mai 2019 bei Loggia, München, sowie im September 2019 im badischen Kunstverein, Karlsruhe.


FRAGEN IN DIE SACKGASSEN ZEITGENÖSSISCHER JAHRE

Link zum Text

FRAGEN IN DIE SACKGASSEN ZEITGENÖSSISCHER JAHRE ist eine Performance über den Schlaf, den Halbschlaf, das Träumen als Möglichkeiten einer zeitgenössischen, widerständigen Praxis. Können Passivität und Traumbilder helfen, eine andere, bessere Zukunft zu denken?  Die Performer*innen liegen sehr bequem und sprechen einen Text, der wie Nebel sich langsam ausdehnt. Sie hören ihrem Körper zu und folgen den Bildern, die der Kopf erzeugt. Sie finden ein Manifest der gestelzten Sprache und erkennen im Unerfolg ein Muster. Sie geben sich ihren Phantastereien, den Unverständlichkeiten und Sehnsüchten hin. Sie sind müde, aber diese Müdigkeit ist kein resignierender Gehorsam mehr. Die Müdigkeit, der Schlaf ist ein Versuch, die Klarheiten zu verschleiern, um nicht mehr von Klarheiten ausgehen zu müssen, und so dem Bestehenden die ewige Bestätigung zu entziehen.

 -

Darstellende: Tabea Elend, Jan Erbelding, Johanna Gonschorek, Paulina Nolte, Maria VMier

Text, Bühne & Regie: Jan Erbelding

Sound: Florian Westphal

Kostüm: Katharina Pia von Schütz

 -

Aufführung am 26.07.2018, Stiftung Federkiel, München 2018

Lesung mit Ausschnitten im August 2018 in der Kunsthalle Wien


GEHIRNE SPALTUNG MASCHINE

Link zum Text

GEHIRNE SPALTUNG MASCHINE wählt Verunsicherung und Orientierungslosigkeit als Ausgangspunkt künstlerischer Auseinandersetzung. Um aus diesem Stadium des Unsteten heraus wieder sprechen zu können, hat Erbelding sich selbst und seine Aussagen, seine künstlerischen Interessen in eine beliebige Anzahl parallelexistierender Ichs und Aussagen „aufgespaltet“. Dabei wird nicht eine einzelne Version immer weiter konsistent ausgefüllt, sondern es entstehen ständig neue Versionen, Ansichten, Zugänge zur Welt. Jede neue Version, jedes neu abgespaltene Gehirn bleibt bestehen, und gewünschte Teile an Ideen, Persönlichkeit, Haltung, Sprache werden in die nächste Version kopiert. In vielen Versionen, oder eben noch abstrakter: „Gehirnen“, spielt die Theorie der Pubertät eine große Rolle. Zentral war es, ein arg gereiztes, hyperaktives Gehirn zu schreiben, eines, das sich immer noch in Entwicklung befindet. Eines, das die Dinge nicht sofort ausformuliert begreifen muss, eines das versucht, sich zunächst auf die eigene Intuition zu verlassen und seinen Neugierden folgt. Unübersichtlichkeit, Veränderung und Ungreifbarkeit werden in jeder Hinsicht als positiv gewertet, das Ziel des umfassend klaren Überblicks aufgegeben – sowohl auf persönlicher Ebene, als auch für den Performancetext.

 Aufgeführt wurde der Text in verschiedenen Versionen. Live als Performance-Lesung und pre-recorded als low-fi Hörstück. In gedruckter Form erschien dazu ein vom Künstler typographisch gestaltetes Copy-Zine mit dem vollständigen Text.

 -

Text: Jan Erbelding

Sound: Jan Erbelding

Sprecher: Jan Erbelding

 -

Aufführungen:

blackholes @nonchalant, München 2017

performancefestival, europäisches Künstlerhaus, Freising 2017

good to talk festival, berghain kantine, berlin 2017